Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in Deutschland nicht einen einzigen Bildungsweg. Auch wer kein Gymnasium besucht kann hier über viele verschiedene Wege entweder in einem bestimmten Berufsfeld Fuß fassen oder auch nachträglich seine Hochschulzugangsberechtigung erwerben und sogar noch studieren. Das Abendgymnasium ist nur eine dieser Möglichkeiten. Auch viele berufliche Schulen ermöglichen eine fachgebundene oder allgemeine Hochschulzugangsberechtigung. Diese vielen verschiedenen Möglichkeiten sorgen heute dafür, dass auch Menschen an die Hochschulen kommen, deren Eltern kein Abitur gemacht haben und auch nicht studiert haben.
Die Zusammensetzung der Studierenden an deutschen Hochschulen ist heute weit vielfältiger als nur vor 50 Jahren. Dadurch sind ganz unterschiedliche Perspektiven und Interessen an die Hochschulen gekommen. Durch diese Vielfalt wurden die Hochschulen ganz erheblich bereichert. Zugleich haben die einzelnen Menschen heute mehr Möglichkeiten. Sie müssen sich nicht für den direkten Weg über das Abitur zum Studium entscheiden. Auch viele Menschen mit einer Ausbildung können nachträglich ein Studium abschließen und sich so zusätzlich in ihrem Berufsfeld qualifizieren oder sogar einen ganz neuen Karriereweg einschlagen. Kein Mensch ist damit auf einen einzelnen Beruf festgelegt, den er von Beginn bis zum Ende seiner beruflichen Erwerbslaufbahn ausübt. Diese Offenheit sorgt dafür, dass sich die Menschen im Laufe ihres Lebens leichter neu orientieren können. Sie können so verschiedene Tätigkeiten ausüben. Mancher Mensch entdeckt erst in der zweiten Hälfte seines Lebens ein ganz besonderes Herzensanliegen und macht aus diesem Anliegen ein Projekt, aus dem sich dann ein Unternehmen entwickelt. Die vielfältigen Bildungswege in Deutschland unterstützen solche Projekte. Damit wird auch ein besonderer Gründergeist gefördert.
Es ist kein Wunder, dass viele erfolgreiche Menschen der Start-Up-Szene einen abweichenden oder besonders interessanten Lebenslauf haben. Sie haben im Laufe ihres Lebens ein bestimmtes Thema für sich entdeckt und dieses zu ihrem eigenen Projekt gemacht. Indem das Bildungssystem ihnen die Möglichkeit zur flexiblen Weiterqualifikation bietet, werden solche Karrieren überhaupt erst möglich. Es hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten einen starken Wandel in diesem Bereich gegeben. Nicht immer war hier so viel Flexibilität möglich, wie dies heute der Fall ist. Früher wurden Menschen sehr früh auf eine bestimmte Berufslaufbahn und Bildungsbiografie festgelegt. Wer das Abitur nicht im Gymnasium gemacht hat, dem blieb der Hochschulzugang noch vor 50 Jahren in der Regel verwehrt. Heute werden die Menschen von vielen Institutionen in besonderer Weise dazu ermuntert, sich neue Qualifikationen anzueignen.
Auch das duale Studium hat hier ganz neue Möglichkeiten geschaffen. Es ermöglicht Menschen ohne allgemeine Hochschulzugangsberechtigung den Zugang zu einem wissenschaftlichen Studium. Dieses Studium wird zugleich mit einer Ausbildung verbunden. Bei dieser Ausbildung erhalten die Menschen bereits eine Ausbildungsvergütung. Insbesondere für Menschen mit einer klaren Perspektive oder Studierende, die auf Geld angewiesen sind, bietet sich so eine gute Möglichkeit zum Studium. Das duale Studium vereint Vorteile der Ausbildung mit einem Studium.
Wenn es sich wissenschaftlich auch nicht auf dem Niveau einer Universität bewegt, so erhalten die Absolventen dennoch einen Hochschulabschluss. Solche und andere Möglichkeiten eröffnen in Deutschland viele Wege zu einer gezielten Qualifikation. Diese kann die Voraussetzung für die Umsetzung einer Unternehmensgründung sein.